Austria Kärnten – Rapid Wien 2:4 (1:2)
Hypo-Group-Arena, 5.600 Zuschauer, SR Brugger

Torfolge:
1:0 (12.) Kaufmann
1:1 (15.) Kavlak
1:2 Elfmeter (28.) Hofmann
2:2 (53.) Gramann
2:3 (71.) Trimmel
2:4 (82.) Jelavic

Austria Kärnten: Schranz – Sollbauer, Elsner, Gramann, Salvatore – Riedl (68./Pusztai) – Pucker (27./Hinum), Hierländer, Dollinger, Kaufmann – Pink (46./Sandro)

Rapid Wien: Hedl – H. Eder, Soma, Patocka, Kulovits – Hofmann (84./Pehlivan), Heikkinen, Boskovic (37./Trimmel), Kavlak (79./Drazan) – Gartler, Jelavic

Gelbe Karten: Gramann, Riedl bzw. Soma, Hofmann, Kulovits

Es war wieder einmal an der Zeit eine längere Auswärtsfahrt zu absolvieren. Die Klagenfurter „Hypo Group Arena“ bot sich da an und so ging es mit quietschenden Reifen über Hohentauern in das gelobte Land der ehemaligen Bienenzüchter.

Da das „Zuspätkommen“ beim Fussball für mich immer schon ein Fremdwort war, bin ich auch dieses mal der Erste am Stadionparkplatz gewesen. Nun, aber was musste ich auf einem Schild lesen? Parken verboten? Privatgrund? Und das am einzigen Stadionparkplatz? Ist das der Kärntner Humor?

Dann der nächste seltsame Vorfall. Ich hatte eine Karte für den Ostsektor. Geöffnet wurden aber nur die Tore für den Südsektor. Auf die Frage eines anderen Rapidfan zu einer blonden Politesse warum denn das Tor zum Ostsektor nicht geöffnet werde (es hatte sich bereits eine lange Schlange gebildet) bekam er zur Antwort: „No, dann gehens hold do“ und einen Fingerzeig in Richtung Südsektor. Na bravo! Bei soviel Organisationstalent verwundert es nicht dass dieser Verein am Ende der Saison fix absteigen muss.

Eine Stunde war noch Zeit bis zum Anpfiff und so erkundete ich diese sogenannte „Hypo Arena“. Auch die kulinarischen Köstlichkeiten wurden einer Probe unterzogen. Die Auswahl war überwältigend. Ein Paar Frankfurter mit Semmel oder ein einziges Frankfurter Würstel in einem weissen Wecken. Nach einem langen hin und her und alle Vor und Nachteile abwiegend, konnte ich mich nach extrem langer innerer Beratung für das Frankfurter Würstel in einem Wecken entscheiden. Das war bei einem Kiosk hinter dem Tor. Auf der Haupttribüne habens die kulinarische Auswahl um eine sogenannte „Riesenbratwurst“ erweitert. Diese sah aber extrem unappetitlich aus und konnte als Bereicherung für die üppige Speisekarte nicht wirklich überzeugen.

Vor dem Würstel und Getränkestand gab es schon eine halbe Stunde vor Anpfiff grossen Andrang. Vor einem Stand herrschte aber gähnende Leere. Es war der Fanshop. Balkenschals mit den Farben schwarz, grau, weiss oder Hemden mit der Aufschrift „Wir sind Kärntner und Ihr nicht!“ fanden nicht wirklich reissenden Absatz. Für mich immer wieder faszinierend wie man als Retortenverein mit gekaufter Lizenz überhaupt auf den Gedanken kommt Fanartikel zu produzieren. Das steht wahrscheinlich in irgendeinem Lehrbuch für Marketing für Fussballvereine. So wie in etwa „Fussballmarketing für Dummies“ oder „Erfolgreiches Fussballmarketing in 30 Tagen“.

Das Spiel konnte beginnen. Die Haupttribüne war in der Mitte relativ gut gefüllt. Ich würde sagen ein Drittel davon Rapidler. Neben mir sass ein älterer Herr mit hochrotem Kopf (kein Rapidler). Die Farbe seines Kopfes konnte ich mir rasch erklären. Er schimpfte 81 Minuten wie ein Rohrspatz. In der 82. Minute ging er. Eine Reihe unter mir war auch eine ganz markante Persönlichkeit zu beobachten. Ein junger Familienvater der Rick Astley zum verwechseln ähnlich sah und eine Lederjacke trug. Neben ihm sein Sohn (etwa 5 Jahre alt). Auch der Rick Astley Doppelgänger konnte seine Emotionen kaum im Zaum halten. Oft prügelte mit seinen Fäusten auf die Sitzlehne ein, wenn wieder einmal etwas nicht in seinem Sinn war. Nach dem 2:4 drehte er sich erschöpft und desillusioniert um, und meinte zu mir mit entgeistertem Gesichtsausdruck: „Im Ghaab haoumas aousse.“

Das Spiel selbst war eine Achterbahn der Gefühle. Nach dem 0:1 Rückstand fürchtete man schon das schlimmste. Der Ausgleich zum 1:1 liess wieder hoffen, und das Elfmetergeschenk zum 2:1 liess mich schmunzeln. Nicht nur weger der positiven Schiedsrichterleistung selbst, sondern auch auf Grund der Kommentare meiner Kärntner Sitznachbarn. Beispiele? „Ah Waouhnsinn iss doss“ oder „Aoufaouch Irrää“. Ja, es hat schon was wenn die Kärntner für ihren Verein solche Emotionen zeigen. Ich denke selbst wenn Jörg Haider den Verein „SK Kärnten zu Slowenien“ genannt hätte würde das an der herzergreifenden Liebe und den hingebungsvollen Emotionsausbrüchen der Kärntner zu ihrem Club überhaupt nichts ändern.

Nach dem 2:2 in der 2. Halbzeit war ich mir schon sicher hier nicht mehr voll zu punkten. Doch „Eisern Trimmel“ brach mit den lethargischen Angriffsversuchen seiner Mitspieler und traf mit einer sehenswerten Einzelleistung zum 3:2! Das 4:2 durch Jelavic war da nur mehr Draufgabe. Bester Mann bei Kärnten war übrigens Matthias Dollinger. Kärnten spielte überhaupt mit einer sehr jungen Mannschaft aus Eigenbauspielern, und das sehr gefällig. Ohne Schiedsrichterhilfe wüsste ich nicht ob Rapid die drei Punkte gemacht hätte. Jetzt wird es interessant wie man sich gegen die gleiche Mannschaft im gleichen Stadion im Cup tut.

Nach dem Spiel kam ich rasch weg, und in guten 3 Stunden war ich wieder zu Hause.


Zwei Radfahrer drehen einsam ihre Runden um das Stadion. Mit einem Automobil war allerdings ich der Erste!


Ackerfläche statt Stadionparkplätze rund um die Arena! Wer weiss ob sie noch benötigt werden um die Wirtschaftskrise bewältigen zu können.


Das Osterfest wirft auch schon in Klagenfurt seinen Schaden voraus.


Die Klagenfurter sassen an diesem Samstag lieber gemütlich in der Sonne als zum Fussball zu gehen.


Allgemeines Fahrverbot …


Warten und Zeitung lesen …


Der erste Blick in das Innere der Hypo Group Arena.


Die Osttribüne.


Leere Ränge, leere Kassen. So wird uns Austria Kärnten bald verlassen.


Für diese Tribüne hatte ich eine Karte.


Der Stadionparkplatz der Hypo Group Arena wo normal „das Parken verboten ist“.


Der gesangesfreudige Rapid Anhang.


Nur noch zwei Minuten bis zum Anpfiff.


Die Mannschaften sind am Feld. Jetzt geht es gleich los. Dann gaben die Batterien ihren Geist auf …