Rapid Wien – Wacker Innsbruck 0:0
Hanappi Stadion, 15.300 Zuschauer, Schiedsrichter Drachta

Rapid Wien: Königshofer – Schimpelsberger, Sonnleitner, Pichler, Katzer – Heikkinen, Prager (75./Salihi) – Trimmel (88./Gartler), Hofmann, Drazan (55./Nuhiu) – G. Burgstaller

Wacker Innsbruck: Safar – Dakovic, Kofler, Svejnoha, Hauser – Abraham – Schütz, Merino, Hackmair, Wernitznig (67./Ildiz) – Burgic

Gelbe Karten: Trimmel, Burgstaller bzw. Kofler

Am Ende des Jahres war es wieder einmal an der Zeit, Sky Austria Sky Austria sein zu lassen, und den gemütlichen Fernsehsessel zu Hause dem bitterkalten Metallstuhl des Hanappi Stadions einzutauschen.

Um dem besonderen Tag anspruchsvoll zu huldigen, wurde der Tourismusattraktion Hadersdorf schon am frühen Nachmittag ein Besuch abgestattet. Die kunstvoll gestalteten Gebäude aus der Kaiserzeit sind mit Sicherheit immer eine Reise wert. Auch der Gourmettempel mit dem klangvollen Namen „Felsenkeller“ weiss zu gefallen. Weiter ging es dann mit der Eisenbahn nach Hütteldorf.

Das Warten auf dem Zug in Wien Hadersdorf. Eine Toilette gibt es übrigens am gesamten Bahnhofsareal keine. Dafür glänzt die ÖBB mit schnittigen Beschriftungen der Schilder.

In Hütteldorf angekommen herrschte schon reger Betrieb am Bahnhof. Der Augustin Verkäufer pries mit flotten Sprüchen seine Ware an, und ÖBB Info Mitarbeiterinnen lächelten fröhlich neben den Fahrkartenautomaten. Ob das ein Zeichen der neuen Westbahn Konkurrenz war, der schon mal einen Tag vor Geschäftsantritt seinen Schatten vorauswarf?

Vorbei am Stagshead und ein kurzer Blick in den „Fanshop“. Der war gerammelt voll. Kein Platz zum Stehen. Also wieder zurück auf die Strasse.

Plötzlich rauscht der Spielerbus der Innsbrucker vorbei. Na, wenn man schon mal in der Nähe ist, sollte man sich den Einmarsch der Gladiatoren des runden Leders aus dem heiligen Tiroler Lande auch schon mal anschauen.

Besondere Erheiterung unter den Rapid Fans sorgte allerdings der Schriftzug am Spielerbus der Tiroler. „Der Tiroler Traditionsverein am Tivoli“ soll mit diesem Bus angeblich transportiert werden. Also ein Verein den es unter diesem Namen und dieser Zusammenstellung als Nachfolger des „FC Wacker Tirol“ erst seit 2007 gibt, wird bereits als „Traditionsverein“ angesehen. Sowas gibt es wohl auch nur in Österreich. 4 Jahre Tradition, naja, immerhin.

Unter Ordner und Polizeieinsatz schreiten die Innsbrucker vom Spielerbus in ihre Kabinen. Im Bild Szabold Safar, der hungarische Hexer aus der Pannonischen Tiefebene. Das Strahlen der weiblichen Rapid Anhängerinnen im Hintergrund spricht Bände. Würde er auf seine alten Tage noch zu Rapid wechseln, wären ihm wohl die grün-weissen Damenherzen sicher.

Anschliessend ging es entlang der Deutschordenstrasse in Richtung Nordtribüne. Die trotz Rapid Spiel relativ von Menschen geleerte Deutschordenstrasse zeigte sich an diesem kalten Samstag Nachmittag in ihrem ganzen Charme als melancholische Kulisse eines Wiener Vorstadtbezirkes.

Beim Stadioneingang musste man sich einer doppelten Ordnerkontrolle unterziehen. Durchsucht wurde trotzdem nur lustlos und halbherzig. Im Prinzip hätte man alles mögliche reinschmuggeln können. Dies zeigte wiedermal dass diese Kontrollen lediglich als Feigenblatt dienen. Grundsätzlich bin ich ja gegen Kontrollen, zumindest auf den Haupttribünen, schliesslich werde ich ja auch nicht abgegriffen wenn ich ein Lichtspielhaus oder eine Theaterveranstaltung besuche. Und Ausschreitungen bzw. Anschläge gab es bei Theatervorführungen ja auch schon. Man erinnere sich an die Aktion der schwarzen Witwen in Moskau, oder die Ermordung von US-Präsident Abraham Lincoln. Beide Fälle fanden ebenso in Theaterhäusern statt, aber jetzt besteht die Gefahr zu ausschweifend zu werden. Bleiben wir also lieber beim heutigen Spiel.

1 1/2 Stunden vor dem Anpfiff war noch nicht viel los. Nachwuchskicker vertrieben sich ihre Zeit mit einem Spiel auf kleine Tore. Besonders intelligent die Dressenwahl der Mannschaften. Spielte auf der einen Hälfte zumindest Rot gegen Weiss/Helles Orange (Bild), so war es auf der anderen Hälfte ein Hellrot gegen Dunkelorange. Absolut genial!

Gemächlich schritt man zu den Plätzen. Diese befanden sich unter dem Abgang 24.

Auch interessant, die VIP Plätze der Nordtribüne.

Beim Anpfiff war das Spiel schon relativ gut gefüllt. 15.300 waren es am Ende. Kurz nach dem Anpfiff strömten aber noch eine Unmenge an Leuten in den Sektor. Ich vermute der Ordnerdienst hat die Kontrollen beim Eingang noch weiter gelockert, damit die Leute nicht zuviel vom Spiel verpassen. Ein weiteres Mal könnte man daher die Sinnhaftigkeit solcher Kontrollen in Frage stellen, ich lasse es aber bleiben.

Das Spiel beginnt und der heute unsichere Sonnleitner rückt Milan Burgic zu Leibe.

Die Innsbrucker Fans waren auch zahlreich mitgereist und sangen fleissig ihre Lieder. Das war keine schlechte Vorstellung. Bravo!

Thomas Prager mit einem Verlegenheitsabspiel im Mittelfeld. Ich würde ihm wieder eine solide Leistung attestieren, freilich ohne geglänzt zu haben.

Ein Rapid Fan möchte den Gästen aus Tirol die Hand schütteln und wird von der Polizei unsanft zurückgehalten. So enden Fanfreundschaften bevor sie noch begonnen haben.

Rapid Verteidiger Harald Pichler klärt eine selbstverschuldete kritische Situation dann doch noch souverän.

Max Morlock Stadion jetzt! Da kann ich nur beipflichten.

Alexander Hauser (?) der das Fussballerhandwerk in den Jahren 2000 bis 2002 bei den Glasgow Rangers gelernt hat, versucht es einmal mit einem Schuss aus der Distanz.

Für Rapid war es das erwartet schwere Spiel gegen die Innsbrucker. Nicht selten kamen die Gäste zu guten Einschussmöglichkeiten. Aber der neue Schlussmann im Gehäuse der Gastgeber strahlte eine beneidenswerte Sicherheit aus.

Es war an diesem Nachmittag im Dezember wirklich bitterkalt, und so versuchten sich die Gäste aus Innsbruck mit Pyrotechnik aufzuwärmen.

Als es gegen Ende immer noch 0:0 stand, begann man sich mit einer torlosen Punkteteilung abzufinden. Rapid Trainer Peter Schöttel fiel wieder nur durch Panikwechsel auf, so brachte er, wie schon beim trostlosen 0:0 letzte Woche in Kapfenberg, abermals 4 Stürmer (Burgstaller, Gartler, Nuhiu, und Salihi). Aber anstatt mit diesem 4-2-4 mit langen Bällen das nicht mehr vorhandene Mittelfeld zu überbrücken und die Entscheidung so zu erzwingen, spielte man weiter im alten Trott und verlor die Bälle meist wieder im Mittelfeld bevor man noch gefährlich vor dem Tor der Innsbrucker auftauchen konnte. Auch mit dem Schusstraining scheint vieles falsch zu laufen, denn die Distanzschüsse der Grün Weissen spotteten wirklich jeder Beschreibung. Also wenn man sich schon nicht Torchancen herausspielen kann, dann sollte es zumindest mit den Weitschüssen besser klappen. Zumindest konnte man in den letzten Minuten einige Ecken herausholen, die aber im Endeffekt auch nichts einbrachten.

Wieder einmal versucht es Hofmann über die linke Seite, aber die Abwehrmauer der Innsbrucker steht zu gut, um hier etwas zuzulassen.

Kurz vor dem Ende gab es dann auch noch ein Wiedersehen mit dem Augustin Verkäufer.

Eine der letzten Chancen des Spiels. Rene Gartler vertändelt …

Schlusspfiff! Das war’s. Völlig durchgefroren machte man sich auf den Weg nach Hause.

Vorher ging es aber noch zum Hütteldorfer Griechen auf einen würzigen Imbiss.

Naja, was soll man sagen zum Spiel. Die Innsbrucker waren über 90 Minuten sicher ebenbürtig und haben sich den Punkt redlich verdient. Nach dem Spielverlauf muss man als Rapidler mit dem Punkt sogar zufrieden sein, denn mit etwas Pech in der Verteidigung hätte man dieses Spiel auch verlieren können. Etwas unverständlich daher auch das gellende Pfeifkonzert nach dem Schlusspfiff. Sicher ist ein Unentschieden zu Hause gegen Innsbruck zu wenig wenn man dauerhaft vorne mitspielen möchte, jedoch hat sich die Mannschaft bemüht. Es war fussballerisch aber nicht mehr drinnen. So ehrlich muss man sein. Die Innsbrucker wissen wie man Fussball spielt, und mir war vor dem Spiel schon klar dass man heute eine sehr gute Leistung abrufen muss um den Platz als Sieger zu verlassen. Eine gute bis passable Leistung reichte meiner Ansicht nach eben nur zu einem Punkt. Das ist alles ganz natürlich und erklärlich. Vom Spielermaterial her sehe ich deshalb zwischen Rapid und Innsbruck auch keine himmelhohen Unterschiede.